Eigentlich sollte man meinen, dass man Thalia Zedek heutzutage niemandem mehr extra vorstellen muss. Schließlich ist die 55-Jährige nun schon seit rund vier Jahrzehnten eine treibende Kraft im US-Untergrund und lotete mit Bands wie Uzi, Live Skull, Dangerous Birds, Come und zuletzt E immer wieder die Grenzen zwischen Punk, Indierock, Alternative Blues und Noiserock aus – allerdings zumeist unterhalb des Radars der breiten Öffentlichkeit. Doch trotz all der Großtataten in der Vergangenheit: Ihr unbestrittenes Meisterwerk veröffentlicht die Amerikanerin allerdings erst jetzt. Auch wenn der umwerfende Opener „Afloat“ mit voller Bandwucht in epischer „Sticky Fingers“-Manier etwas anderes suggeriert – auf „Eve“ ist es vor allem Zedek, die brilliert, wenn sie bei vielen leisen, von ihren langjährigen Mitstreitern – David Michael Curry an der Viola, Mel Ledermann an den Tasten, Winston Braman am Bass und Jonathan Ulman am Schlagzeug – wunderbar subtil begleiteten Momenten voller Intimität die Emotionalität ihrer herrlich brüchigen Stimme in den Mittelpunkt stellt und mit ihren bittersüßen Geschichten von Liebe und Verlust eine geradezu triumphierende Freude aus Traurigkeit und Verletzlichkeit zu schöpfen weiß. Das Ergebnis ist die wohl ergreifendste Platte des Jahres.
„Eve“ von Thalia Zedek Band erscheint auf Thrill Jockey/Rough Trade.
