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Der Geist von Kraftwerk
In der Band von Kevin Morby brillierte Meg Duffy genauso an der Leadgitarre wie bei Sessions für The War On Drugs, Weyes Blood oder Amber Arcades, beim Konzert ihres Projekts Hand Habits in Düsseldorf steht sie dagegen selbst im Mittelpunkt. Glänzen kann die auf den ersten Blick unscheinbar, ja schüchtern wirkende Amerikanerin aber nicht nur mit ihren ungeschminkten Songs ihr feinen Alben „Wildly Idle (Humble Before The Void) (2017)“ und „Placeholder“ (2019) und ihrem fantastischen Können als Instrumentalistin, sondern auch mit großer Schlagfertigkeit zwischen den Songs.
Schnell wird an diesem Abend klar: Bassist und Schlagzeuger sind im wahrsten Sinne des Wortes nur Begleiter, denn die mit zarter, aber kristallklarer Stimme sehnsuchtsvoll gesungenen Songs zwischen der entwaffnenden Intimität des Dream-Folk und der atmosphärischen Dichte des psychedelisch umwehten Shoegaze sind ganz auf Duffy und ihre wachsende Experimentierfreudigkeit zugeschnitten. In der aus allen Nähten platzenden Kassette nutzt sie eine imposante Sammlung an Effektpedalen zu ihren Füßen, um die zusätzlichen Parts der Studioversionen – etwa Synths und Omnichord bei „Are You Serious?“ – kurzerhand auf der Gitarre zu simulieren. Gleichzeitig verliert sie auch nicht die Dynamik des Auftritts aus den Augen. Auch wenn die meisten Songs wie dahingetupft wirken, wechseln sich doch pastorale Leisetreter-Nummern wie „All The While“ mit vergleichsweise energischen Stücken wie „What Lovers Do“ ab, um einen geschickten Spannungsbogen zu erzeugen. Während Duffy mit den Texten der aktuellen LP passend zum Titel „Placeholder“ ungefiltert eigene Erfahrungen eines Lebens im Dazwischen thematisiert, gelingt es ihr musikalisch bei ihren facettenreichen Gitarrensoli mit spielerischer Leichtigkeit einen betont eigenen Stil mit hohem Wiedererkennungswert zu entwickeln, bei dem nur punktuell – etwa beim ausufernden Instrumentalteil der mitreißenden Zugabe „The Book On How To Change Part II“ – Neil Young als Lehrmeister durchscheint.
Punkten kann Duffy auch mit trockenem Humor, wenn sie ein Geburtstagsständchen des Publikums für Drummer Erik Heestermans mit beeindruckender Lässigkeit organisiert, von Mobiltelefonen verursachte Störgeräusche in der PA reaktionsschnell – schließlich sind wir in Düsseldorf! – als „Geist von Kraftwerk“ abtut oder das nochmalige Auftauchen des gleichen Problems augenzwinkernd mit „Jetzt aber bitte mal alle Handys nach vorn zum Lehrerpult durchreichen!“ kommentiert. Der stürmische Applaus am Ende unterstreicht: Das war ein hinreißender Auftritt!
