K Á R Y Y N – wie sich die junge Dame gerne geschrieben sähe (was wir aber nicht übertreiben wollen, da man sie ansonsten ja nicht googlen kann), komponiert keine Musik, sondern baut sie mit Hologrammen zusammen. Das meinen jedenfalls die Kollegen vom Wired-Magazin und die kennen sich ja mit modernen Techniken aus. Was damit gemeint ist, ist der Umstand, dass die Musik von KÁRYYN nicht so ganz einfach zu greifen ist, da sie mit einer gewissen avantgardistischen Nickeligkeit auf konventionelle Songstrukturen verzichtet und da bei ihr Klang und Stimmung deutlich wichtiger sind als Inhalt und Format. KÁRYYNs Anspruch hat es dabei konzeptionell in sich: Die Künstlerin nahm eine Reise von Los Angeles zu zwei im sterben liegenden Verwandten im Bundesstaat New York zum Anlass, um eine Art „Liederzyklus“ zu entwickeln, in dem sie sich mit ihrer persönlichen Geschichte, ihren syrisch-armenischen Wurzeln, die Themen Liebe, Trauer und Verlust, menschliche Beziehungen und Quantenphysik auseinanderzusetzen. Die Stücke entstanden dabei in New York, in Berlin, wo sie zwei Jahre lebte und zwischenzeitlich an einer Oper arbeitete und schließlich in ihrer eigentlichen Heimat Los Angeles. Das nun vorliegende Album ist dann demzufolge eine Sammlung der über einen mehrjährigen Zeitraum entstandenen und zuvor teilweise als Singles veröffentlichten Stücke. Musikalisch kommen diese oft als (elektronische) Klanginstallationen mit teilweise liturgischer, teilweise folkloristischer und teilweise ambientmäßiger Note daher. Selbstredend ist das dann keine Pop-Musik mehr, sondern ein vielschichtiges, komplexes Gesamtkunstwerk, das mehr Fragen offen lässt, als sie zu beantworten – bzw. der Interpretation mehr Raum gibt als einer Botschaft.
„The Quanta Series“ von KÁRYYN erscheint auf Mute/Rough Trade.