Sechs lange Jahre sind seit der Veröffentlichung des letzten Jay-Som-Albums „Anak Ko“ vergangen, aber untätig war Melina Duterte, die Frau hinter dem Projektnamen, in der Zwischenzeit nun wirklich nicht. So war sie Produzentin / Tontechnikerin / Mixerin oder einfach Gastmusikerin auf Platten von Lucy Dacus, Hatchie, Fenne Lilly, Illuminati Hotties, Vagabon oder Chastity Belt und tourte 2023 als Bassistin von Boygenius durch die ganze Welt. Mit ihrem neuen Album „Belong“ konzentriert sich das umtriebige kalifornische Multitalent nun wieder auf seine eigene Musik.
Wobei – so ganz stimmt das eigentlich nicht, denn das neue Album ist gespickt mit mehr oder weniger subtilen Querverweisen, die unterstreichen, dass Duterte aus all den genannten Kollaborationen viel Inspiration gezogen hat und diese nun, fast möchte man sagen: ungeniert, in ihre eigenen Lieder fließen lässt, die um Selbstdefinition und Zugehörigkeit kreisen.
Tatsächlich gestand sie unlängst in einem Interview, dass es sogar ihr Ziel ist, wie andere Künstlerinnen und Künstler zu klingen, dass das genau der Grund ist, warum sie überhaupt Musik macht. Gleichzeitig öffnete das die Türen für Selbstzweifel, und während der Aufnahmen der neuen Platte wurde sie vom Imposter- Syndrom gequält.
Nicht, dass man das dem fertigen Album anhört. Wenn ein kanadisches Magazin bereits begeistert schrieb: „Jay Som makes Bedroom Pop larger than life with ‚Belong’“, dann ist das mehr als nur heiße Luft. Mit Gaststars wie Hayley Williams von Paramore, Jim Adkins von Jimmy Eat World und Lexi Vega (Mini Trees) sowie den für die Co-Produktion verantwortlichen Steph Marziano und Kyle Pulley streift sie dabei kraftvolle Power-Pop-Hits genauso wie entrückt klingende Balladen und findet so zwischen elektronischem Eigensinn und mitsingtauglichen Hymnen am Ende doch noch ihren eigenen Weg.
Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass diese Art von Bedroom-Pop vielleicht nur bedingt dazu geeignet ist, Mehrzweckarenen und Fußballstadien zu füllen, ganz sicher aber auch nicht nur für die eigenen vier Wände gemacht ist.
„Belong“ von Jay Som erscheint auf Lucky Number/Rough Trade.




