Bei manchen Alben ist die Erwartungshaltung von Anfang nicht wirklich hoch, weil einfach zu viel gegen eine gute Veröffentlichung spricht. Auch gegen „Western Culture“ spricht so einiges. Sham 69 sind zwar ohne Zweifel eine Legende des Punkrocks, doch wenn nur noch ein Original-Mitglied dabei ist, dann muss das Ganze nicht mehr viel mit der Klasse von damals gemein haben. Und wenn damals auch noch in den 1970er Jahren war, dann erst recht nicht.
Von eben damals und der Zeit, als Sham 69 mit „If The Kids Are United“ oder „Borstal Breakout“ Geschichte schrieben, ist lediglich noch Gitarrist Dave Parsons dabei, der ehemalige Sänger und Gründer Jimmy Pursey schrieb zwar bis auf zwei Tracks noch das komplette Album, stieg aber noch vor der Veröffentlichung aus und wurde durch Tim V erstetzt. Und nun gibts eben das neue Album. Zwar darf bezweifelt werden, dass da draußen noch wirklich viele Punkrocker herum laufen, die auf dieses gewartet haben, sicher ist aber, dass umso mehr – Überraschung! – ihre Freude daran haben werden. Denn allen Befürchtungen zum Trotz haben Sham 69 eine richtig gutes Teil gemacht! Musikalische Überraschungen sucht man natürlich vergebens, auch 2007 machen die Herren noch das, was sie vor fast 30 Jahren spielten. Melodischen, Oi!-beeinflussten, schmutzigen UK-Punk, wie ihn auch Bands wie die UK Subs machten und machen. Nur klingen Sham 69 auch heute noch überraschend frisch und motiviert, haben auch heute noch das Händchen für gute Songs und somit kleine Hits wie „No Apologies“, „I Want Glory“ oder „I Love Her“. Ok, diese stammen eben noch vom Ex-Sänger, aber für den Moment? Hut ab!
„Western Culture“ von Sham 69 erscheint auf Bad Dog Records/Rough Trade.